Landwirtschaft in Thüringen: Innovation statt Nostalgie
IBA Werkstattgespräch in Apolda
2017 beschäftigt sich die IBA Thüringen ausführlich mit der zeitgenössischen Thüringer Kulturlandschaft und fragt, wie produktive Landschaften zum Erlebnis und Erlebnislandschaften produktiv werden können. Dazu arbeitete der IBA Campus in Kannawurf über zehn Tage an der (Er-)Findung einer neuen Landschaftstypologie. Das IBA Werkstattgespräch am 30. Juni führte diese Auseinandersetzung unter dem Titel ‚Landwirtschaft in Thüringen. Innovation statt Nostalgie’ weiter.
Über 70 Teilnehmer kamen am 30. Juni in den Eiermannbau Apolda und beteiligten sich an der offenen Diskussion. Rund um die Frage, in welcher Landschaft und mit welcher Landwirtschaft wir in Thüringen leben wollen, tauschten sie sich über verschiedene Positionen zum Stand und der Zukunft der Thüringer Kulturlandschaft aus.
Bürgermeister Rüdiger Eisenbrand hieß die Besucher in Apolda und dem eindrucksvollen Eiermannbau willkommen. Dr. Marta Doehler-Behzadi, Geschäftsführerin der IBA Thüringen, begrüßte zum IBA Werkstattgespräch und erläuterte, warum sich die IBA Thüringen mit dem Thema Landwirtschaft und Landschaft beschäftige. Dr. Ingo Zopf vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft übermittelte seine Grußworte und betonte den Wunsch nach Regionalität.
Dr. Kenneth Anders vom Büro für Landschaftskommunikation und Mitglied des IBA Fachbeirats führte in die Thematik des Werkstattgesprächs ein. Er hob hervor, dass wir den Umgang mit dem ländlichen Raum stärker qualifizieren und besser kommunizieren müssen. Landschaft sei ein geteilter Raum, in dem sich verschiedene Nutzungen miteinander arrangieren müssten. Diese seien aber stark polarisiert und der Diskurs über die Landwirtschaft hochgradig moralisch aufgeladen. Eine neue Öffnung sei dringend erforderlich.

Über 70 Besucher kamen zum IBA Werkstattgespräch in den Eiermannbau Apolda. Foto: Thomas Müller

Bürgermeister Rüdiger Eisenbrand begrüßt die Besucher im Eiermannbau Apolda. Foto: Thomas Müller

Dr. Ingo Zopf, Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft. Foto: Thomas Müller

Thematische Einführung von Dr. Kenneth Anders, Büro für Landschaftskommunikation und IBA Fachbeiratsmitglied. Foto: Thomas Müller

IBA Werkstattgespräch ›Landwirtschaft in Thüringen: Innovation statt Nostalgie‹.

Claudia Siebeck und...

Dirk Wascher stellen die Ergebnisse des IBA Campus vor. Foto: Thomas Müller

Die Fotografin Frederike Sauerbrey und Roland Lange vom Künstlerhaus Thüringen e.V. präsentieren die Fotoausstellung ‚Ich, in meinem Dorf’. Foto: Thomas Müller

Rundtisch-Gespräch. Foto: Thomas Müller

Dr. Klaus Hollenberg, Landwirtschaftliche Rentenbank Frankfurt. Foto: Thomas Müller

Dr. Stefan Blöttner, Thüringer Bauernverband e.V. Foto: Thomas Müller

Dr. Katja Gödeke, Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft. Foto: Thomas Müller

Claudia Siebeck, IBA Thüringen. Foto: Thomas Müller

Heinrich Meusel, Landwirt, HEU-HEINRICH Vertriebs UG & Co. KG. Foto: Thomas Müller
Anschließend stellte der Campusleiter Dirk Wascher und Claudia Siebeck die vier Szenarien des IBA Campus ‚1.500 Hektar Zukunft’ vor. Diese gehen sämtlich auf globale Zusammenhänge ein, sichern aber auch die regionale Identität und gehen von tiefgreifenden Veränderungen in der Gesellschaft aus. In allen Entwürfen wird das Thüringer Becken mit seinen fruchtbaren Böden und seiner Weite nicht nur erhalten, sondern auch nachhaltig gesichert. Einmal dienen Mono-Waben zur Sicherung der Welternährung, ein andermal werden großmaßstäblich Industriepflanzen angebaut, um den Weltmarkt der biogenen Kunststoffindustrie bedienen zu können. In einem weiteren Szenario wird die Gemeinde Kannawurf zur Region mit Exzellenzprodukten wie z.B. Kaffee. Regionale Selbstversorgung, der Schutz von Flüssen, Wäldern und Wiesen, die Zugänglichkeit von Landschaft spielt in Zwischenräumen und ‚ökosozialen Netzen’ eine große Rolle, ebenso eine finanzielle Unabhängigkeit der Region und gemeinschaftliches Denken und Handeln.
Daran anschließend präsentierte die Fotografin Frederike Sauerbrey zusammen mit Roland Lange vom Künstlerhaus Thüringen e.V. die Fotoausstellung ‚Ich, in meinem Dorf’.
Am Nachmittag lud das Rundtisch-Gespräch zum gemeinsamen Austausch ein. Auf dem Podium diskutierten Dr. Katja Gödeke (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft), Dr. Stefan Blöttner (Thüringer Bauernverband e.V.), Heinrich Meusel (Landwirt, HEU-HEINRICH Vertriebs UG & Co. KG), Dr. Klaus Hollenberg (Landwirtschaftliche Rentenbank Frankfurt), Claudia Siebeck (IBA Thüringen) und Dirk Wascher (Wageningen University Research) mit dem Publikum über das Verhältnis von Landwirtschaft und Landschaft in Thüringen. Sie behandelten Fragen der nachhaltigen Produktion und Umgang mit Ressourcen, die Langfristigkeit der Produktionsfaktoren, das Verhältnis zwischen Stadt und Land, die Vielfalt des ländlichen Raumes und seine Nutzung, die Möglichkeiten zur (Mit-)Gestaltung und der Kommunikation.